Seminare und Workshops

Das politische Machtgefälle und die ökonomische Kluft zwischen Europa und der arabischen Welt sowie das eklatante Ungleichgewicht bezüglich des Besitzes und Zugangs zu technologischen Produktionsmitteln wirken sich unmittelbar auf die Herstellung von Filmen aus. Wie entstehen also die Bilder, die wir aus dem Nahen Osten und Nordafrika sehen? Wer macht sie und mit welchem Interesse?

In Seminaren und Workshops nähere ich mich diesen Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln. Ausgangspunkt eines Seminarkonzepts kann die Rezeption von Filmen über oder aus arabischen Ländern sein, die Produktionsbedingungen eines Staates der Region, der Blick in die gemeinsame Filmgeschichte zwischen Deutschland und einem arabischen Land oder eine Thematik, die Ihnen unter den Nägeln brennt.
Meine Veranstaltungen in arabischen Ländern oder für arabische Filmschaffende befassen sich meist mit Förder- und Produktionsbedingungen sowie der Filmdistribution.

Neben öffentlich ausgeschriebenen Veranstaltungen übernehme ich auch Unterrichtseinheiten in Trainings- und Fortbildungsprogrammen, wie z.B. beim Filmförderpreis der Robert Bosch Stiftung für internationale Zusammenarbeit Deutschland und die Arabische Welt, Docmed, DOX:LAB oder dem Documentary Campus MENA Region. Die Themen sind denen der folgenden Beispiele ähnlich, die Seminarpläne jedoch intern. Darüber hinaus biete ich Mentoring für einzelne Filmprojekte an.


Beispiele

Grundlagen des internationalen Filmvertriebs
Goethe Film Week - Kairo (Ägypten) 2023
Zum Nachdenken über das Filmemachen gehören normalerweise auch Vorstellungen von Festivalvorführungen, Publikumsgespräche, Streaming auf VoD-Plattformen oder andere Arten der Wertschätzung für die Arbeit des Filmteams. Doch wie erreicht der Film sein Publikum? Wer ist das Publikum? Wo ist es? Was ist der Filmmarkt und wer navigiert einen Film durch ihn? Was sind die rechtlichen Aspekte des Vertriebs? Wann beginnt die Vertriebsarbeit und wessen Aufgabe ist sie? Was ist Vertrieb?
In diesem Workshop werden den Teilnehmer*innen einige Grundregeln des internationalen Filmvertriebs vorgestellt. Sie erhalten einen Einblick in die Funktionsweise des Filmmarktes, um dort einen Platz für ihren eigenen Film zu finden. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmer*innen bewusst zu machen, was mit ihrem Film passiert, wenn er für die öffentliche Vorführung bereit ist, und welche Aspekte des Vertriebs bereits während der Produktion berücksichtigt werden sollten.


Das Heiliege Land - Ein Realer Ort? Bilder von Palästina
Tagesworkshop Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought, Berlin 2022
Von Palästina haben alle ein Bild, sei es fotografisch, filmisch, politisch, religiös oder eine ganz private Erinnerung. Bilder aus oder über Palästina sprechen viele Menschen emotional an. Wenn Palästina bei privaten oder gesellschaftlichen Zusammenkünften zur Sprache kommt, verlaufen Debatten meist hitziger als Gespräche über andere Länder.
Woher rührt der enge Bezug und was hat er mit den Bildern zu tun, die uns umgeben? Anhand von Bildern, die hauptsächlich vor der Nakba, der Vertreibung und Flucht der Palästinenerser:innen 1948, entstanden sind, geht es in dem Workshop um die Frage, wer Palästina wann und zu welchem Zweck dargestellt hat. Es geht um christlich- religiöse Fotografie ebenso wie um britisch-koloniale und zionistische Bilder sowie palästinensische Alltags- und Pressefotografie.


ALFILM Atelier 2022 (Foto: Reem Alfahad)

Does your film find the money or does the money find your film?
ALFILM Arabisches Film Festival Berlin - ATELIER, Berlin 2022
In diesem Workshop geht es um den Zusammenhang zwischen Finanzierung, Inhalt und Form eines Films. Anhand der finanziellen Biografien der fertiggestellten Filme der Teilnehmenden geht es um die Frage, was die ursprüngliche Filmidee war und in wieweit sie sich im fertigen Werk widerspiegelt. Was hat mit Blick auf die Produktionsgelder, gut geklappt, was waren Fallstricke und welche Form der Unterstützung war im Nachhinein entscheidend für die Produktion des jeweiligen Films?


Film als Verbrechen? - Menschenrechtsfilme
Blockseminar an der Filmuniversität Potsdam 2021
„Menschenrechtsfilme sind Filme, die gegenwärtige Menschenrechtsverletzungen reflektieren oder Visionen und Bestrebungen zeigen, Leidtragende zu unterstützen“, so schreibt Amnesty International auf seiner Homepage. Im Zentrum Menschenrechtsfilmen stehen in der Regel Communities, die keinen eigenen Zugang zu Produktionsmitteln haben, es sind die RegisseurInnen, die den Menschen eine Stimme geben. Ein Machtgefälle zwischen den Erzählenden und ihren Subjekten ist nahezu immer gegeben, unabhängig davon, ob man im eigenen Land oder im Ausland produziert. Auch wenn die Absichten der Filmschaffenden noch so gut sind, kommt es immer wieder vor, dass sich die Menschen, die unterstützt werden sollten, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die fertigen Filme wehren.
An je einem Filmbeispiel aus der und über die arabische Welt befassen wir uns näher mit dem Konzept und der Funktionsweise von Menschenrechtsfilmen. Für wen werden sie gemacht? Wem dienen und was verschleiern sie? Wie kommt es, dass Menschenrechtsfilme immer wieder von denen angegriffen werden, deren Wohl sie gelten sollten? Ziel des Seminares ist, sich der Komplexität von Menschenrechtsfilmen bewusster zu werden.


Film als Verbrechen? - Koproduktionen in Krise und Krieg
Blockseminar an der Filmuniversität Potsdam 2019
Krisen- und Kriegsgebiete bieten zahlreiche Filmstoffe. Vor allem wenn der Ursprung von Kriegen in Revolutionen liegt, wie z.B. derzeit in Syrien, entstehen Koproduktionen. Die Filme ergreifen immer Partei für eine der kriegsführenden Seiten, die RegisseurInnen zählen sich entweder offen zu ihnen oder sind embedded. Diese Form von Zusammenarbeit - sei sie aus Solidarität, Abenteuerlust oder politischem Bildungsinteresse auf Seiten der PartnerInnen in den sicheren Ländern - gibt es seit dem Spanischen Bürgerkrieg in den 1930er Jahren. Die Filmschaffenden aus den Krisen- und Kriegsgebieten sind in der Regel auf Finanzierung und Postproduktion aus dem Ausland angewiesen. Was wissen beide Seiten voneinander? Auf was lassen sich die Teams ein? Welche Wirkungen haben die Koproduktionen im Kriegsland und unter seinen Flüchtlingen? Auf die Politik des Landes? Wer trägt welche ethische und juristische Verantwortung?
Am Beispiel zweier arabischer Filme sollen diese Fragen behandelt werden. Ziel des Seminares ist den Blick für die Arbeit in unbekannten Zusammenhängen zu schärfen und sich der eigenen Position / Rolle in Koproduktionen mit Krisen- und Kriegsgebieten bewusster zu werden.


Krieg und Medien: Syrienbilder
staatlich anerkannte Lehrerfortbildung, Internationale Filmtage der Menschenrechte Nürnberg 2016 und Inhouse Fortbildung Motivés e.V. Gießen 2019
Bis 2011 war Syrien ein relativ abgeschottetes Land, Bilder haben uns wenig erreicht, sei es in den Medien oder in Kunst und Kino. Seit Beginn der politischen Erhebungen und des bald darauf beginnenden Bürgerkrieges vor fünf Jahren sind Syrienbilder im medialen Alltag plötzlich sehr präsent. Wie jedoch können wir sie verstehen? Anhand von Kurzbeiträgen aus arabischen und deutschen Fernsehsendern sowie Internetvideos werden die gängigsten Bild- und Sprachstrategien der Kriegsparteien erläutert und im Kontext von theoretischen Konzepten zum Thema Krieg in den Medien analysiert. Weiter (Nürnberg)


Doha Film Institute 2017 (Foto: DFI)

Each Short Film in Its Own Right
Qumra Shorts Group Tutorials, Doha Film Institute 2017
mec film is a Berlin-based company that exclusively distributes films by Arab directors. A fair number of the titles in the company’s international catalogue are short films. Using the examples of Larissa Sansour and Soren Lind’s ‘In the Future They Ate from the Finest Porcelain’, Bassem Breche’s ‘Free Range’, Sherif Elbendary’s ‘Dry Hot Summers’ and Annemarie Jacir’s ‘Like Twenty Impossibles’, Irit Neidhardt discusses the challenges and potential of short film distribution.
Programmheft (PDF) | Bilder


Filistina 2016 (Foto: Palästina Initiative Hannover)

Palästinensisches Kino: Selbständig? Unabhängig?
im Rahmen der Filistina, Kommunales Kino Hannover 2016
Ein Mittel der aus dem Exil agierenden Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Kampf um Eigenstaatlichkeit waren Filme. Sie sollten eine Gegenöffentlichkeit herstellen und die Hoheit über das gängige historische Narrativ erlangen. Trotz eigener kineastischer Handschriften der Filmschaffenden stand die Entwicklung einer palästinensischen Filmsprache hintan. Eine besondere Rolle spielte die Arbeit der PLO mit Filmschaffenden aus der DDR und aus der BRD. Sie wird im Seminar anhand von Fallbeispielen und Filmausschnitten beleuchtet und aus heutiger Sicht auf ihre historische und politische Bedeutung hin untersucht. Nach dem Seminar wird um 20:15 Uhr der Film "Omar" im Künstlerhaus gezeigt. Er steht für das palästinensische oppositionelle Kino zum Filmschaffen der PLO. Irit Neidhardt wird auf politischer und ästhetischer Ebene einführen. Mehr


Das ‚Heilige Land’ im Blick
Kulturzentrum Schlachthof Kassel 2013
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist seit Dekaden ein Dauerthema in den Medien. Auch im Kino war er mit Filmen wie Lemon Tree,  Paradise Now, Waltz with Bashir, Die Syrische Braut, Alles für meinen Vater oder Das Schwein von Gaza in den letzten Jahren präsent. Vor  allem über Paradise Now, den einzigen palästinensischen Beitrag unter diesen Produktionen, ist in Deutschland ein heftiger Streit entfacht.  Was ist unsere Verbindung zu dem Konflikt? Weshalb polarisiert er? Auf welcher Grundlage und mit welchem Vorwissen sehen wir die Filme? Anhand von frühen Fotos sowie ersten Filmen soll zunächst dem Ursprung unserer Bilder von Israel/Palästina nachgegangen werden. Was  wurde fotografiert? Von wem? Welche Bilder werden bis heute reproduziert und welche sind in Vergessenheit geraten? Im Weiteren geht es am Beispiel verschiedener israelischer und palästinensischer Kurzfilme um Fragen der Produktionshintergründe sowie der Rezeption der Arbeiten im In- und Ausland. Weiter


Film Funding and Distribution
Arte Filmwoche, French-German Cultural Center Ramallah 2012
Programmflyer (PDF)


Bilder für einen Konflikt ohne Ende
Cut! Interventionen des Dokumentarischen, Arsenal Summer School Berlin 2011
Es scheint als sei kein anderer Konflikt in den letzten 40 Jahren so viel dokumentiert worden, wie der israelisch-palästinensische. Was sind das für Bilder? Wer macht sie und zu welchem Zweck? Am Beispiel dieser Krisenregion geht es um das Spannungsfeld zwischen dem Abbild von Wirklichkeit und ihrem Image sowie um Fragen nach der filmischen Reflektion der Permanenz des Konflikts und dem Platz für Erinnerung in einem Desaster ohne Ende. Als Material dienen die Bilder im Kopf der TeilnehmerInnen sowie Szenen aus Mohamed Soeuids dokumentarischen Filmessay „Nightfall“ (2000).
Progammübersicht (PDF)


Visionen von Palästina. Palästina im Spiegel seiner Filme
9. Oldenburger Filmtage 2002
Das palästinensische Kino ist im Rahmen der palästinensischen Befreiungsbewegung entstanden und war zunächst ein Kino des Exils. Erst seit den 80er Jahren haben palästinensische Filmschaffende die Möglichkeit, auch in Israel und den von ihm besetzten Gebieten zu drehen und zu produzieren. Weiter